Pastpräsident Hanspeter Schenk begrüsst zum heutigen Meeting und freut er sich auf die Reiseimpressionen von
Rot. Hansjörg und Marie-Theres
Lang.
1000 km Franziskanerweg von Vercelli nach Rom Mit der Reise erfüllten sich Hansjörg und Marie-Theres einen lang gehegten Plan. Von der Idee den Jakobsweg zu laufen, kamen sie über's Literaturstudium auf den Franziskanerweg durch Italien, welcher sie umgehend faszinierte. Die Idee nahm Gestalt an. So wurde entschieden im Spätherbst loszulaufen und in der Adventszeit in Rom anzukommen. Die Original-Route führt von England über Frankreich nach Lausanne, über den Gr. St.Bernhard, durch’s Aostatal nach Vercelli, wo für Hansjörg und Marie-Theres alles begann.
Mit Pilgerpass, genügend Kartenmaterial, erprobten Rucksäcken von 12 und 10 kg und vorallem "eingelaufenen" Socken sind die beiden am 15. Oktober 2011, um 9.30 Uhr in Vercelli gestartet. So ging's bei bilderbuchmässigem Sonnenschein über prachtvolle Erntefelder dem 28 km entfernten, ersten Etappenziel Robbio di Montara, entgegen.
Der Weg führte sie durch die Provinzen Piemont, Lombardei, Emilia Romania, Toscana, Ligurien, Umbria, Lazio bis zum Vatikan. Ausser der Po Ebene wurde ihnen bereits vor Beginn ihrer Reise gesagt, sei der ganze Weg sehr anspruchsvoll und immer wieder seien Höhenunterschiede zu bewältigen, so seien auch die abeninischen Berge öfters zu überqueren. Die historischen Städte, welche der Weg durchquert sind sehr interessant, wie auch die abwechslungsreichen Landschaften. Die unterschiedlichen Tageszeiten, an denen die beiden immer wieder einen Fuss vor den anderen setzten, wie auch die verschiedensten Ereignisse prägten die Tage und hinterliessen ihre Eindrücke. So war es einmal die feurige, rote Kugel der Sonne, welche gerade aufging, der Morgentau, die wunderbar frische Luft, die Flussüberquerung des PO, bei der Mütze und Pilgerpass von Hansjörg vom Winde verweht wurden, um nur einiges zu nennen.
Da im Spätherbst schon viele Hotels geschlossen waren, haben sie immer wieder in Pfarreien und Klöstern übernachtet. Dabei konnten sie die schönsten und tiefsten Begegnungen und Gespräche erfahren und wahrnehmen.
Marie-Theres war für die Organisation der Übernachtungen zuständig. Sie merkte schon bald, dass sie als Peregrina von der Schweiz, mi chiama MariaTheresa einen Bonus hatte. Hansjörg plante jeweils die Tagesetappen, Kleine oder Doppelte? Trotz gutem Kartenmaterial und guter Vorbereitung haben sie sich immer wieder verlaufen, aber die Motivation blieb ungebrochen und Zeit hatten die beiden ja genügend.
Jeden Morgen starteten sie neugierig in den neuen Tag. Nicht überlegen zu müssen, was man heute anziehen soll, was kochen, keine Post, keine Zeitungen – nur einfach Laufen, seinen Gedanken nachhängen, Zeit für Gespräche, Rückblick – und Ausblick zu haben. Und dann das tägliche Ritual zwischen 9.00 und 10.00 Uhr ihren Kaffeehalt einzulegen, sei eine ganz besondere Erfahrung.
Mit einer kurzen Etappe führte der Weg sie von Medessano nach Cassio, einem kleinen, sauberen Dorf, wo sie sich auf ihren kulinarischen Höhepunkt „hausgemachte Nudeln mit Tartufo à la Diskretion“ freuten. Und dann lag die Königsetappe, von Berceto nach Pontremoli über den Cisa Pass vor ihnen. Den Einstieg am Vorabend ausgekundschaftet, sind sie um 6.30 Uhr mit Stirnlampen zeitig abmarschiert. Da keine Übernachtungsmöglichkeiten zu finden waren, musste die ganze Strecke in einer Etappe bewältigt werden. Immer wieder verhiessen die Wegweiser baldigen Kaffee- und Briochehalt. Doch bis und mit Passhotel und Restaurant war bereits alles geschlossen. Bei sich verschlechterndem Wetter gab’s kurzerhand eine kurze Pause mit Verpflegung aus dem Rucksack.
Vor und auf der Etappe nach Aulla regnete es häufig, sodass sie die Regenmontur ausgiebig testen konnten. Angekommen, freuten sie sich auf das bereits reservierte Abendessen. Aber oft kommt es ja anders als gedacht. Während des Apéros im Hotel, braute sich draussen ein gehöriges Unwetter zusammen, sodass die riesigen Regenfälle einen Staudamm weggerissen hatten und die Strasse vor dem Hotel zum dunklen Fluss wurde. Noch fahrende Autos wurden mit den Insassen angehoben und am Hotel vorbeigetrieben. Parkierte wie Zündholzschachteln aufeinander gestabelt. „Mamma mia, la mia Maccina“, hörten sie die Leute schreien. An diesem Abend war nicht mehr an ein feines, gediegenes Essen zu denken. Mit Wein und Brot sowie Käse, Landjäger und Schoggi aus dem Rucksack gab es ein gut improvisiertes Z’Nacht im Hotelzimmer. Am anderen Morgen kein Regen mehr, aber das Wasser immer noch hoch.
Über eine Leiter und Stiegen konnten sie aus dem Hinterhof aufsteigen und ihren Weg trockenen Fusses fortsetzen.
Die nächsten Stationen waren Sarzana, Marina di Carrara und Marina Pietrosante, wo sie einen Ruhetag mit Besuch von Pisa einlegten.
Am 17. Tag kamen sie in Lucca an. Eine grossartige Stadt, die nochmals zu einem Ruhetag einlud. Die nächste Etappe führte nach San Miniato, ein Touristenort mit vielen luxurösen Hotels. Das Laufen machte ihnen immer noch Freude. Der Körper hatte sich auf das Wanderleben eingestellt. Keine Blasen und keine Blessuren.
25. Tag Ankunft in Sienna und weiter nach Monteroni d’Arbia, Buonconvento, San Quiricio, d’Orcia und Bagno Vignoni. Nochmals ein Ruhetag mit Hotel mit Thermalbad, dann verliessen sie die letzten schönen Landschaften.
Am letzten Tag der Pilgerreise von La Storta nach Rom führte sie der Weg nur noch durch Vorstädte von Rom, alles über Landstrassen und Autobahnausfahrten, immer noch bezeichnet als CASSIA (alte Römerstrasse) und schliesslich über eine Anhöhe durch einen Park und plötzlich lag Rom vor ihnen. Der Anblick der Stadt mit dem Petersdom in der Ferne rührte sie. Jetzt gab‘s kein Halten mehr über die Triumpfstrasse, ging’s zum Petersplatz.
Nach einigen Tagen in Rom, immer noch bei warmem Sonnenschein, flogen sie nach 44 Tagen, am 1. Adventssonntag nach Lugano zurück. Im Gepäck das in Rom erhaltene Testamonium (Certivikat) und die Pilgerausweise mit den insgesamt 68 Pilgerstempeln.
So hält Marie-Theres fest, dass sie nicht frömmer geworden sei, aber ruhiger und dankbarer. Um vieles reicher, auch um das Wissen, dass es wenig braucht um glücklich und zufrieden zu sein. Sie werden diese Reise nie vergessen, es war das Grösste und das Verrückteste, das sie je gemacht haben. Sie raten allen: Visionen sind da um sie anzugehen, den Mut haben, den Anfang zu machen sie richtig zu planen und schauen was daraus wird. Nicht immer gelinge es nach Plan. Wichtig ist aber, dass man es versucht, dann braucht man nichts zu bereuen.
Grazie Italia, grazie a voi, e arrivederci Roma.
Auf die Frage wie gross die einzelnen Tagesetappen waren, erläutert Hansjörg, dass die "kürzeren" 20 km und die längeren 48 km betrugen. Die Etappen waren schwer einschätzbar, da das Gelände sehr toupiert ist und man sich schnell verläuft und so auch "unfreiwillige" Zusatzkilometer macht.
Unser
Pastpräsident Hanspeter Schenk gratuliert zum Mut und der erbrachten Leistung und dankt für den beeindruckenden und kurzweiligen Bericht. Er ist überzeugt, dass die mitgenommenen Erlebnisse und Erfahrungen noch lange befriedigen.
Rot. Corinna Strickler