Abfall unsere zukünftige Ressource?

Thursday, April 9, 2015 12:15-13:30, Seehotel Waldstätterhof Brunnen
Website: http://www.kva-luzern.ch
Speaker(s): Herr Richard Furrer, REAL – recycling, entsorgung, abwasser, luzern
Organizer(s):
  • Matthias Ehrler

Nach dem Lunch stellt Rot. M. Ehrler Richard Furrer, einen interessanten und vielseitigen Menschen vor. Richard Furrer berichtet über den Abfall, als unsere zukünftige Ressource. Er ist heute bei REAL angestellt, wo er 65 Mitarbeitende führt, früher arbeitete er in der Maschinenindustrie.

Sein Exkurs führt uns zurück in die Geschichte. Früher wurde der Abfall aus dem Fenster rausgeworfen, es handelte sich vorwiegend um organisches Material. Dieses Material zog Nagetiere an, so wurde die Pest verbreitet. In Berlin wurden damals die Dirnen für das Sammeln das Abfalls verantwortlich gemacht. Erst mit der Industriealisierung kam die Abfallentsorgung. Die Firma Ochsner hatte damals einen Wagen, resp. den Ochsnerkübel entwickelt, den man heute noch kennt.

Papier wird in der Schweiz schon seit langem gesammelt. Pro Jahr fallen 167 kg Papier pro Einwohner an, das ergibt 1.3 Tonnen pro Jahr. Um ein Packet Druckerpapier herzustellen werden 7.5 kg Holz benötigt, 103 Liter Wasser und 26.8 kWh. Um ein Pack des gleichen Druckerpapieres aber recycliert herzustellen werden 2.5 kg Holz benötigt, 5.1 Liter Wasser und 10.5 kWH.   

Ein weiteres Beispiel ist PET. Pro Kopf fallen pro Jahr 4.8 Kg an, das sind 37.5 Tonnen pro Jahr. 93% davon werden recycliert.    

In der Kehrichtverbrennung fällt Energie an, diese wird zu 70% wiederverwertet. Pro Kopf produzieren wir 690 Kg Abfall pro Jahr. Hier liegt die Schweiz an erster Stelle. Es wird jedoch in unserem Land auch am meisten gesammelt und recycliert. Aus Plastik wird z.B. wieder Sportbekleidung in China hergestellt.

Der Kampf um das Material, nicht nur um die Rohstoffe sondern auch um das Recycling-Material hat schon längst begonnen. China zieht vom europäischen Markt die Ressourcen ab, damit sie unsere Güter produzieren können. Schiffe transportieren aus dem Osten unsere Verbrauchsgüter und beim Rücktransport werden die Schiffe wieder mit Recycling-Material gefüllt.

Batterien werden in der Schweiz pro Jahr Total 2.57 Tonnen gesammelt. Es gilt zwischen Batterien, mit nicht problematischen Inhaltsstoffen und Akkus mit Schwermetall als Inhaltsstoff zu unterscheiden. Akkus gehören definitiv nicht in den Abfall. Smartpones, welche Akkus enthalten gehören auch nicht in die Schublade sondern müssen der Wiederverwertung zugeführt werden. 40% davon bleiben trotz allem in der Schublade!

Pro Jahr werden 1 Mio Kg Kunststoff verbraucht. 780 Tonnen davon kommen sofort wieder zurück durch den Abfall.

Schwieriger zu verwerten sind die polymeren Stoffe. Diese sind eingefärbt und die Farbe kann nicht herausgefiltert werden so wie die einzelnen Stoffe in einem Wasserbad. Die weitere Verwendung muss also in grauer oder schwarzer Farbe stattfinden, meistens entstehen daraus Kabelrohre. Die Siloballenfolien sind zudem mit Zink behandelt, damit ihnen das Sonnenlicht nicht schadet. Der Zink bleibt auch im Recycling als Inhaltsstoff darin enthalten, da er nicht herausgefiltert werden kann.

Ein Handy besteht aus 56% Kunststoff, 25% Metall (davon 9 Gramm Kupfer), 16% Glas, 1% Edelmetall. Ein Smartphone wiegt durchschnittlich 110 gr. Bei 2.5 Mia Menschen sind das 2‘750‘000 Tonnen. Pro Telefon fallen 75.3 Kg Abfall in der Produktion an, das sind Total 207 Mio Tonnen Produktionsabfall. Darin sind 338 Kg Gold gebunkert. Das wiederum sind 50 mal so viel Gold wie die ertragsreichste Miene der Welt abwirft.

Damit das Internet betrieben werden kann, benötigen wir 25 Kernkraftwerke! Google allein benötigt so viel Strom wie eine Stadt mit 200‘000 Einwohnern.

Eine Annahme könnte sein, dass die Nationalbank-Goldreserven der Industrie zugeführt werden müssten, so wie das seinerzeit die Schweiz mit dem Stahl machte. Denn wer die Ressourcen hat, hat die Macht, Produkte herzustellen und die Preise zu machen. (Wäre es nicht viel intelligenter, an anderen Inhaltsstoffen zu forschen, anstelle den Krieg um das Recycling-Material zu führen? Anmerkung der Wochenberichtschreiberin)

In der Bronzezeit hat der Mensch begonnen, Ressourcen wie Kupfer zu nutzen. Die Griechen hatten Messing. Kupfer ist in Bronze und Messing enthalten. Die Schweiz ist das Land, wo am meisten Kupfer verbaut wurde, nämlich 75 Tonnen pro Jahr. Das Kupfervorkommen in der Schweiz ist allerdings nur minim.

Der Referent meint, dass vielleicht eines Tages wieder mit Waren und nicht mehr mit Geld bezahlt wird und dass wir jetzt das Wort nachhaltig besser kennengelernt haben.


Er beantwortet noch Fragen rund um geläufige Meinungen:

Gibt es heute, wo alles getrennt wird, zu wenig Brennstoffe im komprimierten Abfall?

Nein, pro Abfallsack sind immer noch ca. 20% Kunststoffe enthalten, diese können mit Erdöl gleichgesetzt werden. Der Heizwert pro Kehrichtsack entspricht der Kohle. Es braucht also auch kein Glas zugeführt zu werden, damit es besser brennt.

Was passiert mit der Schlacke, kann diese auch wieder verwertet werden?

Es gibt eine Versuchsanlage, um kleinste Stoffe aus der Schlacke herauszuholen. Das lohnt sich jedoch nur für grössere Mengen an Schlacken. Für die Schweiz würden 4 solche Schlackenanlagen genügen, um diese Kleinststoffe effizient herauszuschälen. Auch das ein Rohstoff der Zukunft.

Wie steht es mit dem Gift Dioxin?

Bis 1995 waren die KVA’s die grössten Dioxin-Gift-Schleudern. Heute wird „nur“ noch 5% davon ausgestossen, alles andere bleibt in den Filtern (an jedem Staubteil hängt Dioxin).

Warum werden heute Speiseabfälle verbrannt, anstelle damit die Tiere zu füttern wie früher?

Die EU hat mit Speiseabfällen Probleme gehabt. Diese wurden damals nicht 1 Stunde lang bei 110 Grad gekocht. Darum entstand die Schweinepest. Die EU hat dann auch der Schweiz verboten, Speiseabfälle zu verwenden, ansonsten hätten die Eidgenossen kein Fleisch mehr in die EU exportieren dürfen.

Muss man bei Kunststoff weiterhin ein schlechtes Gewissen haben und an die Tiere im Meer denken, welche verenden?

Wenn Kunststoff zu 100% wieder in den Kehricht gelangt, kann er energetisch genutzt werden. Der schlechteste Weg ist ihn in die Umwelt abzugeben.

Matthias bedankt sich herzlich bei Richard Furrer für den spannenden Vortrag und übergibt ihm ein Präsent aus Küssnacht. Er schliesst das Meeting, weist auf den Plauderlunch von nächster Woche hin und wünscht allen eine gute Zeit.


Wochenberichtschreiberin A. Baumann