Partneranlass: Lichterspiel in Küssnacht

Thursday, November 13, 2014 18:30-22:00, Hotel wysses Rössli Schwyz
Website: http://www.klausjagen.ch
Speaker(s): Hanstoni Gamma Vorstandsmitglied der Sankt Niklausengesellschaft Küssnacht
Organizer(s):
  • Matthias Ehrler

Der Präsident begrüsst in schon etwas weihnächtlicher Stimmung Sasha und den Referenten Franztoni Gamma.

Mathias organisierte das heutige Ereignis und als absoluter Insider vertieft er den Steckbrief des Referenten. Trotz des Urnernamens sei Franztoni ein Ur-Küssnachter. In der Klausengesellschaft sei er für die Iffelen (Infulen) zuständig und obwohl die Gesellschaft noch heute eine totale Männerbastion sei, organisiere er Iffelenbau-Kurse für Frauen.

Franztoni Gamma bemerkt vorab, er sei nicht der einzige «Angefressene» (Fan) im Raum. Die Cozelebranten Iren, René und natürlich Mathias stärkten ihm den Rücken.

Der Verein zähle 1'600 zahlende Mitglieder. Es herrsche eine Kultur der ausgeprägten Kontinuität. Der Verein werde seit 1928 erst vom vierten Präsidenten geführt. Die Generalversammlung sei ein heftiges, schwer zu führendes Ereignis. Küssnacht kenne wenig Fasnacht. Aber die bösen Geister aus alemannischer Tradition müssten mindestens einmal jährlich in die Schranken gewiesen werden, denn das garantiere eine bessere Ernte. Die Verchristlichung des Brauches führte zum Nikolaus. Wie sehr die Küssnachter dies alles verinnerlichten, zeigen Beschwerden von 1732 und 1880. Der Bote der Urschweiz stilisierte das Klausjagen sogar zu einem Tag der Abrechnung hoch. 1912 entstand die einzigartige Begleitmelodie, welche zugleich einen damaligen Bezirksrat, den Bodefriedi Mänz verewigte.

Die 11 Mitglieder des Vorstandes unternehmen über das Jahr wichtige Reisen. Sie dienen der Aufrechterhaltung des Trichlenhandels und der Beschaffung dieser ominösen Dörrbirnen. Der jährliche Obolus in die Vereinskasse ist 20 Franken. Er gestattet die Teilnahme am Klausenmähli, das der Wirt für 16 Franken servieren muss. Der Referent betont ausdrücklich, der Preis werde gehalten. Nikolaus und Bescherung gehören zusammen. So verschenkt die Gesellschaft jedes Jahr 350 Päkli an Bedürftige. Das einzige Problem bilden dabei, die einschlägigen Adressen weil einiges an Datenschutz-Hürden zu überwinden sei. Der Verein verkauft auch Klausenutensilien, wie zum Beispiel ein schönes Tuch, das von Altmeister Erni geschaffen wurde.

Der Referent stellt eine Quizfrage: welches ist der schönste Tag im Jahr? Er will uns helfen, indem er zusätzlich Verwirrung stiftet: der Klaustag ist es nicht. Man höre und staune, es sei der Tag nach dem Klaustag (Das kann wirklich nur ein Urküssnachter verstehen).

Der Referent zeigt uns drei Iffelen von unterschiedlicher Grösse in voller Beleuchtung. Ein herrliches Spiel von Geometrie, Lcht und Farbe. Die Iffele sei einer Bischofsmütze nachempfunden. Nur zehn Iffelen besitzt der Verein. Der grosse Rest ist Privatbesitz. Wenn die Klausenzeit beginnt, würden die Iffelen in der Stube zur Betrachtung und zur Meditation ausgestellt. Die Schaffung einer solchen Bischofsmütze erfordere Ausdauer und Geschicklichkeit. Auch eine gute Brille von Ehrler-Optik sei von grossem Nutzen. Der Zirkel und das gute alte Kurvenlineal helfen beim Entwurf der vielfälltigen Muster. Noch sei der Computer verpönt. Ausstanzen, Kleben und Färben folgten. Früher war das reine Männersache. Aber inzwischen haben die Frauen überholt. 200 Stunden sind nötig um eine Iffele zu bauen.

Am Umzug käme einiges an Werten zusmmen: über 1'000 Kerzen, alle Iffelen mit dem Herstellaufwand gerechnet, Klopfen und Geisseln summiern zu einem Wert von über vier Millionen Franken. Karton, Seidenpapier und Kerzen, und was ist mit dem Wetter? Petrus ist offenbar Klausjäger, denn es hätte selten geregnet.

Die Klausenzeit beginne am 2. November. Ab dann sind die Geisselchlepfer auf der Strasse. Küssnacht kenne zwei Arten von Geisseln: die Schafsgeissel mit kurzem Stiel und die Fuhrmannsgeissel, die auch beim Greiffeln an Dreikönigen in Schwyz geschlagen wird. Am Tag vor dem Klaustag beginnt der Tag um 04.00 mit trichlen. Die Halbwüchsigen würden den Abend schon am Nachmittag wieder mit trichlen vorbereiten. Dann folge ein konsequenter Rückzug ins Heim, in die Familie mit Betreuung der vielen Gäste. Punkt 20.15 ein Böllerschuss mit Lichter löschen. Hier beginne der Umzug. Zuerst die zahlreichen Iffelen, dann der Nikolaus, es folgen die vielen Trichlen und den Schluss bilden die Hörner. Trichlen und Hörner bemühen sich mehr oder weniger erfolgreich, den Takt zu halten.

Zum Nachtisch zeigte uns Herr Gamma noch eine eindrückliche und einfühlsame Diaschau vom einmaligen Kulturellen Ereignis in Küssnacht.

Mathias dankt dem Referenten. Er ergänzt, die ominösen Dörrbirner seien schon abgeholt. Es könne also losgehen. Diesmal sei der Umzug am Freitag den fünften Dezember. Da gäbe es auch ein neues Buch, das den Brauch ausführlich beschreibt. Ein Käse für den Referenten rundet den Vortrag sinnvoll ab.

Der Präsident bekräftigt den Dank im Namen aller und er schliesst mit den besten Wünschen.

 

(PS: Eine Frage treibt den Chronisten schon lange um: wer regiert eigentlich in Küssnacht, der Bezirksrat oder der Vorstand der Klausengesellschaft. Die erhaltene Antwort müsste man ehrlicherweise als ambivalent bezeichnen)

 

Der Stv. Stv. Wochenberichtschreiber Martin Keller

Lichterspiel in Küssnacht mit Hanstoni Gamma

Dokumente im Anhang


Registration

The registration deadline has passed